Bauliche Maßnahmen zu Kriegsbeginn und später

Als im August 1940 die Britische Royal Air Force den ersten Luftangriff auf Berlin startete, konnte niemand ahnen, dass damit das bis dahin größte Bauprojekt der deutschen Geschichte ausgelöst werden sollte, das sogenannte »Führer Sofortprogramm« vom 10.Oktober 1940: Jede Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern, die wichtige Verkehrsknotenpunkte oder rüstungswichtige Schlüsselindustrien aufwies, wurde als Luftschutzort erster Ordnung eingestuft. Danach sollten etwa 9% der Großstadtbevölkerung durch bauliche Maßnahmen vor Luftangriffen geschützt werden.

Für Nürnberg bedeutete das: Die Altstadt wurde als sogenanntes »Hauskellermangelgebiet« eingestuft. Daher erinnerte man sich an die alten Felsenkeller. Bereits bei Kriegsbeginn im Jahr 1939 bestand schon ein fast lückenloser Überblick über vorhandene Felsenkeller. Natürlich dienten diese Erkundungen zunächst nur der bombensicheren Bergung von Kunstschätzen. Ab 1940 wurden der Keller »Obere Schmiedgasse« und ein Teil des Kellers am Paniersplatz zu solchen Bergungsräumen ausgebaut. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen hat man in den folgenden Jahren beim Ausbau des gesamten Felsenkellersystems für Luftschutzzwecke genutzt.

Die Herrichtung erforderte naturgemäß große bauliche Veränderungen. Trotz erheblichen Baustoffmangels wurden die Ausbauarbeiten am Paniersplatz zügig vorangetrieben, so dass beim Luftangriff am 27/28. August 1943 über 3.000 Personen in der Anlage Schutz suchen konnten. Mit dem Luftschutzbefehl Nr. 93 wurden dann weitere 24 Kelleranlagen zur Nutzung als öffentliche Schutzbauten erfasst und ausgebaut.

Bei aller Problematik, die sich in einer Bewertung des damaligen Luftschutzes in Nürnberg ergeben, muss aber festgestellt werden, dass die gründliche Vorbereitung und der Ausbau des aktiven Luftschutzes sowie die gewissenhafte Durchführung der baulichen Maßnahmen während der Kriegsjahre einen wesentlichen Anteil daran haben, dass Nürnberg trotz schwerster Luftangriffe mit ca. 6.000 Opfern keinen so hohen Blutzoll für die Politik des Dritten Reiches zahlen musste, wie andere vergleichbare Städte.

In Würzburg z.B. wurde diese Zahl schon bei einem einzigen, nur 20 Minuten währenden Luftangriff am 16. März 1945 übertroffen, ganz zu schweigen von den geschätzten 25.000 Opfern in Dresden am 13. Februar 1945.